„Danach war es nie wieder, wie davor“
„Das Leben schien mir eher wie ein Über-Leben“
Das Wort Trauma kommt aus dem Griechischen und bedeutet Wunde oder Verletzung. Das beschreibt doch sehr genau, dass es für die Seele Verletzungen gibt, die eine Wunde hinterlassen, die auch die Zeit nicht zu heilen vermag.
Es gibt keine feststehenden Regeln dafür, was ein Mensch als Trauma erlebt.
Was genau ein Mensch als Trauma erlebt, ist hoch unterschiedllich und individuell-persönlich. Was für den Einen stark traumatisierend ist, muss bei einem Anderen nicht unbedingt zu den gleichen Traumafolgen führen.
Was in der Regel zu einem Trauma führt, ist dass die Seele mit einem Erlebnis konfrontiert wird, dass es bis dahin in der Wucht nicht kannte und dementsprechend keine Strategien oder Bewältigungsmuster hatte, um das Erlebte zu verarbeiten. Die Seele erlebt einen totalen Kontrollverlust und reagiert mit extremer Ohnmacht und Hilflosigkeit.
Es gibt die unterschiedlichsten Verletzungen, die ein Mensch als Trauma erleben kann. Naturkatastrohen, Unfälle, Operationen, Krankenhausaufenthalte, Tod eines geliebten Menschen, Vergewaltigung, Krieg, Flucht, Gewalt in der Familie, sexueller Missbrauch, aber auch langanhaltende Vernachlässigung und Verwahrlosung in der Kindheit können eine Seele nachhaltig verwunden.
Vor allem Traumatisierung, die „von Menschenhand“ begangen wurden, führen zu einem tiefgreifenden Misstrauen gegenüber anderen Menschen und einem Verlust des Gefühls, Dinge selbst kontrollieren zu können. Das kann zu zu einer dauerhaften Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses führen. Flucht in die eigene „sichere“ Welt ist oft die Folge.
Trauma macht dann einen Filter, der sich über das ganze Leben legt und alle Bereiche überschattet (Selbstwahrnehmung, Partnerschaft, Beruf, Gesellschaft).
Vorsichtige Traumaverarbeitung hilft, diesen Filter kontrolliert und behutsam zu refkektieren und langsam aufzulösen, um einen „ungefilteren, freien“ Blick auf sich selbst und die Welt zu bekommen.
Ziel der Traumatherapie ist es immer, die unterschiedlichen Folgeerscheinungen (Symptome) einer Traumatisierung zu reduzieren, um dem betroffenen Menschen ein freies Lebensgefühl zu ermöglichen, ohne immerzu mit den Folgen der Traumatisierung kämpfen zu müssen.
„Danach war es nicht wieder wie davor, es war Besser!!!!“
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Auch hier mag eine Geschichte helfen, das Drama des Traumas und seine Heilung zu beschreiben.
Eine Erzählung nach einer Legende aus der Sahara von Pet Partisch
in leicht überarbeiteter Form
Die kleine Palme liebte das Meer und die Musik des Wassers. Sie liebte auch den leisen Wind und die plötzlich aufkommende Dunkelheit der Nacht. Und sie liebte den Mondschein, welcher in den klaren Nächten silberne Spuren auf dem endlosen Meer hinterließ.
Der kleine Baum wusste, dass nur wenige Meter von ihm entfernt die Wüste war. Aber dies machte ihm keine Angst. Er hatte einfach keine Vorstellung von Gefahr und unglücklich sein. Er war einfach nur ein kleiner zufriedener Palmenschössling.
Bis zu diesem einen Tag als der Sturm kam!
Eines Nachts kam ein wilder Sturm über die Wüste. Der wind war nicht zu bändigende und wirbelte alles durch die Lüfte. Der kleine Baum kannte solch einen heftigen Sturm nicht und bekam unglaubliche Angst. In seiinem Schrecken und seiner Angst wurde er ganz starr und regungslos und hoffte und betete nur, dass der Sturm ihn nicht entwurzeln würde und davon tragen von seinem geliebten, sicheren Ort, da zwischen den anderen Bäumen am Ufer. Als er es fast überstanden hatte, trug der Wüstenwind einen grossen Stein durch die Luft und schmiess ihn mitten in die zarte Blätterkrone des kleinen Baumes.
Keiner kümmerte sich um den verletzten kleinen Baum Nicht einmal wahrgenommen hatten sie jemand. Die kleine Palme war unter der großen Last des Steins fast zusammengebrochen und ihr Tod schien unausweichlich. Die hell-grünen zarten Palmenblätter waren abgebrochen und drohten in der heißen Glut der Sonne zu verdorren. Sein kleines weiches Palmenherz war zerquetscht und der große Stein lastete schwer auf dem zierlichen Stamm, so dass er bei jedem Windsstoß abzubrechen drohte.
Doch der Sturm hatte den kleinen Palmenschößling nicht töten können. Er hatte ihn sehr verletzt, doch töten konnte er ihn nicht.
Als sich in dem jungen Baum der furchtbare Schmerz des aufgeschlagenen Steins und das Geräusch seiner zerbrechenden Zweige zusammenballten, als alles nur noch eine Masse von Schmerz war, da regte sich gleichzeitig daneben, ohne Verbindung zum Schmerz und allen zerstörenden Gefühlen, eine ungeheure Welle der Kraft und des Lebenswillens.
Diese Welle vergrößerte sich aus eigener Kraft und wuchs zu einer riesigen Wellenbewegung im Inneren der kleinen Palme. Und diese Wellenbewegung wurde größer als der Schmerz und wuchs über den Schmerz hinaus. Die kleine Palme versuchte den Stein abzuschütteln. Sie bat den Wind ihr dabei zu helfen. Aber es nützte nichts, es gab keine Hilfe von außen und der Stein blieb mitten in ihrem kleinen Palmenherz.
„Gib doch einfach auf,“ sagte sich die kleine Palme, „denn es ist einfach zu schwer. So ist es eben dein Schicksal so früh zu sterben. Füge dich und lass einfach los. Dieser Stein ist einfach zu schwer.“
Aber da war noch eine andere Stimme in ihr, die sagte: “Nein nichts ist zu schwer. Du musst es versuchen und dann wirst du weiterleben. Du musst es einfach nur mit aller Kraft versuchen.“
„Wie soll ich es denn versuchen?“ fragte sich die kleine Palme.
“Ich bin allein und der Wind kann mir auch nicht helfen. Ich kann den Stein nicht abwerfen!“
„Du musst ihn doch nicht abwerfen.“ sagte die andere Stimme in ihr „Du musst die Last des Steines einfach nur annehmen. Und dann wirst du erleben, wie deine Kräfte auf wundersame Art und Weise wachsen.“
Und der junge Baum hörte in seiner Not auf seine innere Stimme und nahm mit einem tiefen Seufzen seine Last an.
Er verschwendete keine Kraft mehr an das Bemühen den Stein loszuwerden.
Er nahm ihn auf, in die Mitte seines kleinen Palmenherzens. Um dafür Kraft zu gewinnen, klammerte er sich mit seinen immer länger werdenden Wurzeln ganz tief in das Erdreich, denn er musste mit seiner Last einen tiefen und festen Halt in der Mutter Erde suchen
Als die kleine Palme sich fest im Boden verwurzelt hatte, begann sie nach oben zu wachsen. Sie legte breite und kräftige Palmenblätter um den Stein herum. Fast hätte man meinen können, dass sie ihn und ihre Wunde beschützte. Ihr Stamm und ihre Palmenkrone gewannen im Verlauf der Zeit mehr und mehr Stärke, Umfang und Würde.
Dann kam der Tag, an dem sich die Wurzeln des Baumes so tief gesenkt hatten, dass sie in der Mutter Erde auf eine reich nährende Wasserader stießen. Befreit schoss eine Quelle nach oben und verwandelte mit ihrer reinen Energie diesen trockenen Platz hier in der Wüste zu einem Ort der Lebensfreude, der Herzensgüte und des Wohlstandes.
Mochten auch die anderen Palmen am Strand vielleicht graziöser, eleganter und lieblicher aussehen, die Palme mit dem Stein in ihrer Krone war bald der mächtigste Baum der langen Küste.
Und sie wurde von den Menschen liebevoll und dankbar auf den Namen „Steinpalme“ getauft.
Im Verlauf der Zeit streckte sich die Steinpalme immer höher zum Himmel und zum Licht und wuchs somit stets herzensgut versorgt und genährt zwischen dem Himmel und der Erde zu ihrer wahren Größe und Würde heran.
Nun war sie einfach unverwechselbar in ihrer liebevollen Kraft und Eigenart. Ihre Last hatte sie herausgefordert und sie hatte den Kampf gegen ihre Schwäche und Kleinmut aufgenommen. Sie hätte sterben können. Doch sie hat sich für ihr Leben entschieden und durch ihre starke Wurzelkraft eine Quelle freigelegt, die seither den Durst vieler Menschen löscht. Und was das Wichtigste war, die kleine Steinpalme hatte ihre schmerzende Last angenommen und über sich selbst hinaus getragen. Noch heute liegt sie in ihrer Krone und wird täglich neu in reine Lebensenergie transformiert. Denn nur die äußere Last erscheint uns als untragbar. Ist diese Schwere erst einmal angenommen, verwandelt sie sich in Weisheit, Lebensenergie und Herzensgüte.
Die Menschen in der Sahara lieben ihre Steinpalme und setzen sich gern am Abend unter ihre Krone. Sie lehnen sich in Dankbarkeit an ihren Stamm um ihre Sicherheit, Kraft und Güte spüren zu können.